37. Etappe: 17. August 2022
Hohenroda – Geisa
Distanz: 17,2 km – Anstiege: 334 HM – Abstiege: 403 HM – Temperatur: 25° – 35° C
Im Frühstücksraum bin ich der Einzige. Das Büfett ist außerordentlich reichhaltig. Mein Tisch ist weit vom Büfett entfernt. Dafür habe ich aber einen herrlichen Blick in die Landschaft. Erst als ich den Frühstücksraum verlasse, strömen die ersten Gäste ihm entgegen.
Draußen spüre ich schon die warme Sonne. Der Himmel ist blau und zum Teil mit Schäfchenwolken bedeckt. In der Ferne liegt noch ein Schleier über den Bergen. Es wird vermutlich wieder sehr warm werden. Mein Weg führt mich dieses Mal auf der anderen Seite des Hotels auf einer Kreisstraße nach Oberbreitzbach. Gerade als ich mich zwei Teichen nähere fährt eine Frau auf den dortigen Parkplatz. Als ich sie erreiche, fragt sie interessiert nach meinem woher und wohin. Schnell kommt auch die Frage, ob ich von meiner Wanderung in den sozialen Netzwerken darüber berichte. Das muss ich verneinen und ihr von meinem Weblog berichten. Darauf hin erzählt sie mir, das sie in der Modebranche selbständig tätig ist und darüber in einem Weblog berichtet. Das Kennzeichen an ihrem Auto „FD“ irritiert mich. Es bezieht sich auf den Landkreis Fulda und der beginnt hier in unmittelbarer Nähe. Einer der beiden Teiche ist ein ausgewiesener Badeteich und sie geht hier morgens schwimmen. Als wir uns verabschieden, will sie noch den Namen meines Weblogs wissen.
Nach Oberbreitzbach bin ich auf einer Landstraße unterwegs. Ein kleines Stück kann ich auf einem Grasweg zwischen Feldern und Apfelbäumen neben der Straße laufen. Danach weiter auf der Straße ohne Seitenstreifen. Glücklicherweise ist hier kaum Verkehr und trotzdem bin ich froh, schließlich in die Felder abzubiegen. Ein Stück vor mir wirbelt ein Traktor riesige Staubwolken auf. Als ich mich dem Feld nähere, verlässt er glücklicherweise das Feld.
Die meisten Felder sind inzwischen abgeerntet, nur noch Felder mit Futtermais durchlaufe ich. Kurz vor einem Bauernhof schrecke ich zwei schon etwas größere Rehkitze auf. Eines bliebt stehen und wir schauen uns interessiert an. Meine Kamera kann ich noch herausholen und ein Foto schießen, dann springt das Kitz vor mir über den Weg in das angrenzende Maisfeld.
Ich erreiche den Ort Mansbach und bin danach wieder in den Feldern unterwegs und der Hitze ausgesetzt. Glücklicherweise gibt es ab und zu Bänke auch unter Bäumen im Schatten. Nach einem kühlen Wald sehne ich mich. Erst nach Grüsselbach habe ich einen schattigen Bereich. Doch hier geht es steil nach oben und ich komme nun durch die Anstrengung ins Schwitzen. Am Ende der Steigung erreiche ich den ehemaligen Beobachtungsposten „Point Alpha“. Hier standen sich die Amerikaner und die Soldaten der DDR gegenüber. Hier verlief die Grenze und der Betonturm der Amerikaner stand gegenüber einem Beobachtungsturm der DDR. Heute ist es eine Mahn-, Gedenk- und Bildungsstätte. Im Gelände gibt es ein blaues Gebäude mit einer Dauerausstellung. Ich kam 2019 von der anderen Seite über den Kolonnenweg mit eisernen Skulpturen zu diesem Gebäude. Im Gebäude hole ich mir etwas zu trinken und treffe draußen auf eine italienische Mountainbikefahrerin. Sie ist in Mailand gestartet und will noch bis Dänemark fahren.
Von Point Alpha beginnt nun der steile Abstieg durch einen kleinen Wald nach Geisa, meinem heutigen Ziel. Ich bin zu faul meine Trekkingstöcke zu nutzen und komme mehrfach ins Rutschen. Endlich sehe ich den Ortsanfang im Tal, sehe aber auch, im Ort muss ich wieder hoch zum Schlosshotel. Auf meiner Wanderung „Deutschland zu Fuß“ hatte ich schon hier in einer Pension übernachtet. Diese ist aber ausgebucht und so werde ich heute edel im Schloss übernachten.
Als ich Geisa erreiche, beginnt wieder eine steile Passage hoch in Richtung Schloss und nun regnet es. Es ist glücklicherweise nur ein leichter Regen. An der Rezeption erfahre ich, hier gibt es kein Restaurant und auch nicht im Ort. Nur unten im Ort gibt es eine Pizzeria und einen Dönerladen. Ein bisschen jammere ich, nochmals runter und wieder hochlaufen zum Essen? Eine der beiden Frauen hat Mitleid mit mir und bietet mir an, zwei Brötchen für mich zu schmieren. Dankend nehme ich dies an. Was ich dann erhalte ist nicht nur einfach belegte Brötchenhälften, sondern auch noch ein Augenschmaus. Ich bedanke mich vielmals. Im Schloss gibt es einen Aufzug. Bepackt mit alkoholfreiem Weizenbier, eine Flasche Mineralwasser und den Brötchenteller fahre ich in die zweite Etage. Über ächzende Holzbohlen erreiche ich mein großzügig und modern eingerichtetes Zimmer.
One Comment
Harald Behr
Lieber Werner,
die Gegend, die Du auf Deinem 37. Bericht beschreibst, kenne ich auch recht gut. Ja, es kommen Erinnerungen an die Zeit vor 1989 hoch.
Glaube gern, dass es bei diesen Temperaturen ein hartes Stück Arbeit ist, unser Bundesland zu umrunden. Glücklicherweise gibt es die kleinen Highlights wie z.B. das leckere Brötchen.
Dir wünsche ich noch „gut Fuß“ und den Traum, mit mir im Biergarten zu sitzen. Es ist angenehm kühl…
Herzliche Grüße vom
Harald