36. Etappe: 16. August 2022
Obersuhl – Heringen – Hohenroda
Distanz: 18,7 km – Anstiege: 289 HM – Abstiege: 139 HM – Temperatur: 24° – 34° C
Im Frühstücksraum treffe ich auf zwei Wanderinnen mit ihren mittelgroßen Trekkingrucksäcken. Sie wandern in zeitlichen Abständen immer wieder für mehrere Tage auf dem „Grüne Band“, entlang der ehemaligen Todesstreifen der DDR. Sie frühstücken hier nur und warten, dass sie abgeholt werden. Heute müssen sie bei einer zu lange Strecke ein Stück überbrücken. Sie haben die gleichen Probleme beim Suchen nach Unterkünften wie ich. Auch ich muss heute ein Stück mit dem Taxi überbrücken. Dank des Hotelkochs benötige ich kein Taxi. Ein Bekannter von ihm fährt mich. Wir fahren bis Heringen. Als ich nach der Bezahlung frage, winkt der Mann ab. „Es geht aufs Hotel“, sagt er.
Der Absetzpunkt ist ein Hotel und genau von hier habe ich meine heutige Wegestrecke geplant. Eine Zeitlang laufe ich auf dem Gehweg neben der Landstraße und biege dann auf eine unmarkierte breite Straße ab. Die Werra kommt wieder in Sichtweite. Außer einem Pkw und und ein paar Radler bin ich alleine unterwegs. In der Ferne sehe ich einen weißen Kaliberg. Es ist der „Monte Kali“ von Philipsthal und über 500 Meter hoch. Der Berg besteht aus Steinsalz und ist ein Abfallprodukt aus der Kaliproduktion. Diese Kaliberge stellen ein ökologisches Problem dar. Bei Niederschlägen belasten sie das Grund- und Oberflächenwasser.
Im Ort Lengers hat mich die Landstraße wieder. Hier verläuft der Radweg parallel zur Straße und vor Heimboldshausen überquere ich die Werra. Ich überhole eine lange Schlange von Lkws und Pkws. Sie warten vor einem Bahnübergang. Noch bis zu meiner Abbiegung hoch in den Wald begleitet mich die Schlange.
Im kühlen Wald kann ich endlich der Hitze entkommen. Der Waldweg schlängelt sich oberhalb der Schachtanlage Hera vorbei. Unten ständig Geräusche der Lkws. Auf einer Informationstafel der Kali und Salz AG erfahre ich, dass die Schachtanlagen der näheren Umgebung einer Fläche der Größe Münchens entsprechen und mehr als 800 Meter tief sind.
Wieder einmal verpasse ich einen Abzweig und muss eine größere ansteigende Schleife über den Berg nehmen. Was ich nicht sehen kann, hinter dem Berg ist der Kaliberg. Vom Wald wechsel ich in die Felder und die Hitze hat mich wieder.
Schon in der Ferne sehe ich Lkws und riesige Staubwolken. Es ist eine größere Baustelle und genau dort wollte ich Richtung meines heutigen Ziels laufen. Das tue ich mir nicht an und nehme eine weiter Schleife in Kauf. Auf meinem Weg komme ich in der Nähe des Schlosses Hohenroda vorbei. Dann sehe ich schon in der Ferne ein riesiges Gebäude. Vermutlich meine heutige Unterkunft. Es dauert noch bis ich über einen unebenen, steinigen Pfad zu einer Ferienanlage und das letzte Stück auf einer Straße das Hotel erreiche. Es ist ein Tagungshotel und inzwischen wieder an Wochenenden meistens ausgebucht ist.