34. Etappe: 13. August 2022
Wanfried – Ifta
Distanz: 17,7 km – Anstiege: 391 HM – Abstiege: 305 HM – Temperatur: 26° – 34° C
Nur für kurze Zeit bin ich in Wanfried in der Altstadt, dann wird ich auf einem Radweg zwischen Werra und Bundesstraße eingeklemmt. Es ist Wochenende und wieder sind viele Radler unterwegs. Vor Altenburschla biegt der Radweg in den Ort ab. Es ist ein kleiner Ort mit vielen restaurierten Fachwerkhäuser. Alles wirkt sauber und adrett. Am Ortsende erreiche ich eine Gärtnerei. Zwei Frauen, gerade mit dem Auto angekommen, sprechen mich an. Als ich ihre Frage nach dem woher mit Darmstadt beantworte, erwidert eine der beiden Frauen, dass sie aus Babenhausen kommt. Ihr Akzent passt aber nicht, ich vermute, sie stammt aus Holland. Ihre Antwort: „Ich bin ein Flamenmädchen“. Im weiteren Gespräch komme ich auf mein Erlebnis mit der Dornenhecke und dem Dornröschenschloss Sababurg zu sprechen. Die lustige Flamin meint lachend: „Uns dürfen sie wachküssen“.
Ich bin weiter in Sichtweite der Werra unterwegs und laufe plötzlich auf einem Lochplattenweg. Es ist ein Stück des Kolonnenweges auf dem ehemaligen Todesstreifen in der DDR. Dann erreiche ich eine Straße und sehe das große Hinweisschild mit dem Verweis auf die ehemalige Teilnung. Ich überquere die Werrabrücke von Großburschla und folge weiter der Werra. Kaum habe ich den Ort verlassen, bin ich für längere Zeit auf dem Kolonnenweg unterwegs. Beim Laufen auf den Lochplatte bin ich konzentriert. Manchmal gibt es hochstehende Kanten und einigen der Löcher sind nicht zugewachsen. Ich bin im schattigen Wald unterwegs.
Auf meiner geplanten Route wird es nun sehr steil. Es ist der Premiumweg P6 Heldrastein. Ich schwanke, ob ich noch ein Stück Straße und dann erst auf den steilen Pfad abbiegen soll. Wanderer raten mir davon ab, da die Querverbindung zum Teil zugewachsen ist.
Mein Wasser ist lauwarm und als ich an einer Schutzhütte vorbeikomme, findet hier eine private Feier statt. Ich frage eine Person, ob ich eine Flasche Wasser abkaufen kann. Aus einem 20 Liter Kanister bekomme ich mein Wasser. Dann beginnt der Aufstieg. Es ist ein schmaler Pfad zum Teil mit 25 bis 30% Steigung. Wieder lege ich öfters Verschnaufpausen ein. Bei einer steilen Treppe setze ich mich auf eine der Stufen. Plötzlich höre ich: „Nicht erschrecken“. Ich stehe auf und ein drahtiger Mann mit kleinem Rucksack, Treckingstock und Fernglas kommt mir entgegen. Ich bedanke mich für den frühzeitigen Zuruf. Er erkundet hier im Gebiet viele der Wanderwege. Er hat seit Corona schon über 300 Wanderungen unternommen. Als er nach meiner Motivation für meine Wanderung fragt, erkläre ich es ihm und ergänze auch, dass ich immer wieder gefragt werde, ob alleine Wandern nicht langweilig ist. So wie ich empfindet er es nicht langweilig. Er ergänzt noch: „Mit mehreren Personen ist es für mich langweilig. Von der Natur bekommt man dann nicht viel mit“. Beim Verabschieden fragt er mich nach meinem Namen. Er heißt Bock und erzählt, dass bei einem Seminar in den USA die Teilnehmer mit Namen aufgerufen wurden und mit der undeutlichen Aussprache seines Namens, es sich wie „Bach“ anhörte. Alle Augen waren plötzlich auf ihn gerichtet. Dann habe auch ich noch eine Frage nach seinem Alter. Er ist 67 Jahre alt.
Die etwas längere Pause hat mir gutgetan und weiter steige ich nach oben. An einem steilen Hang geht es in Serpentinen aufwärts. Zweimal muss ich Wandergruppen vorbei lassen, dann habe ich den Hedrasteingipfel erreicht. Der Hedranstein ist ein beliebtes Ausflugsziel und wenig später weiß ich auch warum. An einem Aussichtspunkt eröffnet sich mir ein traumhaftes Panorama ins Werratal.
Ich komme an einem alten Grenzstein aus dem Jahre 1845 vorbei. Die Initialen KP für das Königreich Preußen kenne bereits. Und dann eine Überraschung, der hölzerne Turm kommt mir bekannt vor. Hier bin ich 2019 auf meiner Wanderung „Deutschland zu Fuss“ bereits gewesen. Früher gab es hier einen Horchposten der Stasi. Nach der Wiedervereinigung wurde der stählerne Turm mit einer Holzverkleidung versehen.
Noch eine Weile durchlaufe ich Wald und bin dann in den Feldern unterwegs. Die abgeernteten Felder erstrahlen in einer herrlichen goldgelben Farbe. Am Wegesrand wiegen dünne goldgelbe Grashalm wie Federn im Wind. Der angenehme Weg in der Nähe meines Zieles endet in einen Schotterweg und führt abwärts nach Ifta. Nicht nur, das ich achtsam wegen der Steine sein muss, auch schmerzen mir immer mehr die Fosssohlen. Ich bin froh, endlich den Ort zu erreichen. Auch hier wieder viele schöne restaurierte Fachwerkbauten.