32. Etappe: 11. August 2022

Bad Sooden-Allendorf – Eschwege

Distanz: 19,4 km – Anstiege: 546 HM – Abstiege: 516 HM – Temperatur: 24° – 34° C

Beim Frühstück bedient mich wieder der junge Mann aus Eritrea. Er ist wieder sehr freundlich und aufmerksam. Das Buffet ist gut und reichhaltig.

Als ich das Hotel verlasse ist es angenehm kühl. Doch das täuscht. Die Fachwerkhäuser schatten die Sonne ab. Schon wenig später spüre ich die Kraft der Sonne. Der Weg aus Allendorf zieht sich. Immer leicht ansteigend steuere ich in Richtung auf einen Berg und Wald zu. Nur ein paar Radler begegnen mir. Ich komme an einem riesigen Kürbisfeld vorbei. Als ich den Wald erreiche, empfängt mich eine angenehme Kühle. Schon wenig später verlasse ich den breiten Waldweg und biege in einen nun steileren Hohlweg ab. Immer wenn ich denke, nun habe ich es geschafft, kommt nach einer kleinen Biegung oder Senke der nächste Anstieg. Dann endlich erreiche ich eine schmale Straße und biege links auf sie ab. Es geht leicht abwärts. Dann in einiger Entfernung vor mit ein großes Eisentor. Es versperrt das Durchkommen. Ob es tatsächlich verschlossen ist, weiß ich noch nicht. Da ich so etwas schon auf meinen Wanderungen erlebt habe, werde ich unsicher. Doch ein Blick auf mein Navi und ich sehe, dass ich vorher links abbiegen muss. Erst als ich das Tor erreiche, ist der schmale Pfad abwärts zu erkennen. Das Eisentor versperrt den Durchgang zum Schloss Rothstein.

Es ist ein Auf und Ab im Wald, doch deutlich mehr ein aufwärts. Ich biege verfrüht ab und sehe, dass ich mit einer größeren Schleife später wieder meine geplante Route erreiche. Dann ein Stück vor mir eine Wanderin. Um sie nicht zu erschrecken, huste ich einmal. Mit Verzögerung dreht sie sich zu mir um. Als ich sie erreiche kommen wir ins Gespräch und gehen gemeinsam weiter. Sie stammt aus Leipzig und ist hier täglich unterwegs. Im nächsten Jahr geht sie in Rente und möchte eine lange Wanderung machen. Als sie von meiner aktuellen Wanderung erfährt, freut sie sich endlich jemanden kennenzulernen, der bereits so etwas getan hat. Sie braucht kein Navi, sie ist im Wald aufgewachsen und kann sich sehr gut orientieren. Früher war sie Übersetzerin für skandinavische Sprachen und arbeit als Späteinsteigerin als Walldorfkindergärtnerin. Wir erreichen eine Gabelung und ich muss erkennen, hier war ich schon. Ich habe eine Ehrenrunde gedreht. Es hatte aber auch sein gutes. Mit dieser Runde habe ich Renate getroffen und ein nettes Gespräch gehabt. Sie erklärt mir noch, wie ich gehen muss.

Noch einige Zeit bin ich im Wald unterwegs. Als ich mich Grebendorf nähere, kommt mir ein autofahrender Gassigeher mit frei laufenden Hund entgegen. Zu faul zum Laufen! Ich durchquere Grebendorf und nähere mich Eschwege. In Eschwege findet zur Zeit das Open Flair Festival statt. Eschwege hat 20.000 Einwohner und zum Festival kommen nochmals 20.000 Besucher hinzu Schon die letzten Tage hatte ich immer das letzte freie Zimmer. Auch heute in der Jugendherberge ist das so.

Immer mehr parkende Autos beiderseits der Straße. Junge Leute begegnen mir mit Bollerwagen und Getränken. Vor mir auf beiden Seiten volle Zelt- und Wohnmobilplätze. Als ich eine Kreuzung überquere, erreiche ich einen wartenden jungen Mann mit Pappkarton, gefüllt mit Energydrinks und darauf in Folie abgepackte Eiswürfel. Ich frage ihn, ob ich einen Drink kaufen kann. Er antwortet: „Wer so nett fragt, bekommt es kostenlos“. Hinzu kommt noch eine junge Frau und wir gehen zusammen weiter. Bei versperrenden Betonpoller halten wir an. Als sie von meiner Fernwanderung erfahren, finden sie es „cool“. Inzwischen trinke ich bereits kostenlos den zweiten Drink. Weitere junge Leute stoßen hinzu. Sie haben eine Kühlbox mit Getränken dabei. Da ich Hesse bin, bekomme ich eine Dose Apfelwein. Ich genieße die kurze und unbeschwerte Zeit mit den jungen Leuten. Dann geht es weiter. Überall Buden mit Speisen und Getränken. Ich genehmige eine Currywurst. Beim Zerkleinern hat das Gerät Ladehemmung und so bekomme ich eine zweite handgeschnittene Wurst.

Es ist viel los in Richtung Altstadt. Ich biege direkt nach der Überquerung der Werra links ab und der Trubel nimmt schlagartig ab. In einer Parkanlage erreiche ich die Jugendherberge. Hier erhalte ich meine reservierten Ohrstöpsel gegen den möglichen Lärm. Bis 2 Uhr morgens spielen Bands verschiedener Musikrichtungen. Mein Zimmer liegt neben dem Speisesaal. Das WC und die Dusche erreiche ich durch eine Zwischentür. Hier im Gang toben kleine Kinder. Im meinem Zimmer höre ich nicht davon. Ich habe das große Los mit dem Zimmer gezogen. Auch vom Festival höre ich bei geschlossenem Fenster nichts und geöffnet schallt es nur leise rein.


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