24. Etappe: 28. Juli 2022
Warburg (NRW) – Hofgeismar
Distanz: 23,5 km Aufstiege: 430 HM – Abstiege: 655 HM – Temperatur: 18° – 28° C
Ich starte etwas später als geplant. Vor dem Gebäude wird gerade ein Baum gefällt. Würde ich noch schlafen, jetzt wäre ich bestimmt wachgeworden. Der Weg durch die Stadt führt weiter abwärts. Zunächst laufe ich durch eine kleine Straße mit einigen Fachwerkhäusern. Die mir entgegenkommenden Fahrzeuge fahren im Schritttempo vorbei. In Gedanken bin ich bei der heutigen langen Etappe und der Sinn nach Fotografieren hält sich in Grenzen. Am Stadtrand angekommen biege ich, wie mir mein Navi anzeigt ab. Vor mir in Sichtweite schon die Felder. Dann müsste ich wieder abbiegen, doch ich stehe auf einer Brücke. Unter mir der Weg, doch dahin komme ich nicht. Der Hang ist zu steil und tief zum Herabsteigen. Ich hatte diesen Weg gewählt, um der Bundesstraße zu entgehen. Also zurück und an der Bundesstraße angekommen, kann ich diese gefahrlos überqueren. Eine schmale aufsteigende Straße führt in Richtung meines geplanten Weges.
Ich wechsel von der unmarkierten Straße auf einen Waldweg, der am Hang oberhalb der Straße entlang führt. Der Untergrund mit Gras bewachsen und sehr gut zu gehen. Nur an einigen Stellen haben Wildschweine den Boden aufgerissen. Ich sehe mehrfach die Wandermarkierung „Diemeltaler Schmetterling Steig“ und mein Weg ist sehr lange identisch mit diesem Wanderweg. Der Waldweg mündet auf eine breite Straße und dann wieder in den Wald. Ein Stück nach der Warburger Brauerei biege ich auf einen kleinen Wirtschaftsweg ab. Vorbei geht es an einem Teich. Die Bahnlinie sehe ich nicht, aber ab und zu höre ich die vorbei fahrende Bahn. Dann erreiche ich die Diemel und das Diemelviadukt. Dicht an der großen Eisenbahnbogenbrücke möchte ich gerne eine Pause machen. Die Sitzfläche ist für Fußgänger und Radfahrer geeignet, doch nicht für einen Wanderer mit großem Rucksack. Mein Rucksack passt darauf, ich aber nicht. Einige Radler überholen mich, ansonsten begegnet mir niemand.
Wieder geht es aufwärts und durch die Felder. In der Ferne sehr markant auf einer Erhebung die Burgruine Desenberg. Ich streife den Ort Haueda und bin kurz darauf wieder im Wald. Der Temperaturunterschied heute ist gewaltig. Im Feld umschmeichelt mich eine angenehm warme Luft und im Wald oder im Schatten wird es kühl. Plötzlich einige Meter vor mir steht ein Fuchs und beobachtete etwas im Gebüsch. Über uns fliegt ein Hubschrauber und so hört er nicht mein Näherkommen. Erst als ich ihn fast erreicht habe, bemerkt er mich und flüchtet ins Gestrüpp. Ich laufe weiter und merke plötzlich, wo der Fuchs stand, muss ich abbiegen. Doch dieser Weg wird mir durch Hüft- bzw. schulterhohes Gras verwehrt. Wieder ist mein Navi hilfreich. Nach einer Schleife werde ich wieder auf meinen geplanten Weg kommen.
Ich durchquere den Ort Zwergen und streife am Ortsrand ein Campingplatz mit Ponyreiten für Kinder. Dann geht es steil am Hang hinauf. An einigen Stellen muss ich mich an dünnen Baumstämmen festhalten und hochziehen. Als ich oben angekommen bin, achte ich nicht auf meine Navi-Route und überquere abwärts fast eine Wiese. Glücklicherweise bemerke ich noch rechtzeitig meinen Fehler. Noch einige Zeit durchwandere ich Waldgebiet und dann sehe ich im Tal Hofgeismar. Ein gerade verlaufender Wirtschaftsweg mit beiderseits Apfelbäumen führt zum Ziel. Mir brennen inzwischen meine Fußsohlen und alles in mir schreit nach einem Wanderende. Doch das ist lange nicht in Sicht. Immer geht es schnurgerade abwärts zum Ziel. Doch das will nicht näher kommen. Später stelle ich fest, es sind vier Kilometer bis zum Stadtrand! Als ich mich dem Stadtrand nähere, muss ich wieder abbiegen und mit einer großen Schleife erreiche ich meine Unterkunft. Die Tür ist verschlossen und erst um 17 Uhr wird wieder geöffnet. Draußen steht ein Strandkorb und so suche ich erst einmal die Telefonnummer des Hotels. Ich erreiche auch sofort den Besitzer. Der hat aber keine Registrierung von mir. Ich kann in der Gaststube bei einem kühlen alkoholfreien Weizenbier mein Ultrabook herausholen und stelle fest, dies ist nicht meine heutige Bleibe. Ich notiere mir die Adresse der richtigen Unterkunft und nach meinem Smartphone soll das Hotel etwa 500 Meter weiter sein.
Das Sonnenlicht macht es mir fast unmöglich, mit Google Maps zu navigieren. Ich erreiche die Altstadt und eine größere Straße. Nur was ich nicht sehe, ist ein Straßenschild. Ich frage zwei Passantinnen, ob dies die Marktstraße ist. Jedes Mal wird es mir bestätigt. Nur bei der Hausnummer gibt es das Hotel nicht. Dann frage ich nochmals. Die Angesprochene kann offenbar nicht gut sprechen, doch sie gibt mir zu verstehen, ich soll ihr folgen. Wir gehen wieder zurück und sie zeigt mir den Abzweig zur Marktstraße. Nun finde ich wenig später meine Unterkunft.
Den Rucksack im Zimmer abgelegt und sofort wieder zurück in den Gastraum. Hier trinke ich immer noch durstig ein alkoholfreies Weizenbier und bestelle mein Abendessen. Genau richtig, denn wenig später füllt sich das daneben befindliche Restaurant mit einer großen Gruppe. Die Bedienung hat nun viel zu tun.