26. Etappe: 4. August 2022

Bad Karlshafen – Gieselwerder – Veckerhagen

Distanz: 14,4 km zu Fuß Aufstiege: 519 HM – Abstiege: 497 HM – Temperatur: 24° – 34° C

Gegen 9 Uhr starte ich heute Morgen. Es ist schon warm und ein herrlicher blauer Himmel empfängt mich. Mein Weg führt zurück in Richtung meiner Anreise. Doch die Serpentinen brauche ich nicht mehr hinauf. Diesmal wandere ich zunächst oberhalb einer Straße im Wald entlang. Ich komme in unmittelbarer Nähe eines Besucherbergwerks vorbei. Da es heute sehr heiß werden soll, verzichte ich auf eine Besichtigung. Wenig später biege ich ab und laufe am Waldrand entlang. Die Burgruine „Krukenburg“ thront erhaben auf einem Hügel. Ich nähere mich dem Dorf Helmarshausen und der Burg. Um mehr zu sehen, müsste ich einen querenden Weg hinauf nehmen. Auch das unterlasse ich. Diese Burg, die Trendelburg und die Sababurg, mein heutiges Ziel, gehören zum Einzugsbereich des Naturparks Reinhardswald.

Es geht ordentlich abwärts in das Dorf Helmarshausen und ich stoße direkt auf den Eingang des ehemaligen Benediktinerklosters Helmarshausen. Viel später war es die Vogtei des hessischen Landgrafen. Weiter geht es an der Hauptstraße des Dorfes entlang und danach biege ich über eine Brücke über die Diemel rechts ab.

Wieder beginnt ein steiler Aufstieg in den Wald. Dieser empfängt kühl nach der drückenden Wärme im Ort. Doch der Anstieg bringt mich ins Schwitzen. Wieder sehe ich das Wanderzeichen des Diemeltaler Schmetterlingssteig. Immer auf diesem Wanderweg war der Weg in gutem Zustand und auch die Markierungen waren vorbildlich. Nach einiger Zeit verlasse ich diesen Wanderweg.

Inzwischen wandere ich auf einem schmalen unbefestigten Waldweg. Mal ist der Untergrund mit Gras bedeckt und herrlich weich, dann wieder überzogen mit Ästen, Zweigen, Steinen und Wurzeln. Ein neues Wanderzeichen taucht auf: „Weserbergland Weg“. Stellenweise durchlaufe ich dicht wachsendes Farn. Ab und zu wuchern Brombeerzweige in den Weg. Die Brombeeren sind winzig klein und zum größten Teil vertrocknet. Es läuft sich gut. Nur manchmal führt der schmale Pfad auch über abgeholzte Flächen. Dann wird es wieder sehr warm. Ich schwitze heftig und freue mich, danach wieder in den kühlen Wald einzutauchen.

Ein gerader langgezogener Pfad führt mich in Richtung des kleinen Ortes Gieselwerder. Noch bevor ich den Ort erreiche, komme ich zum Miniatur-Freilichtmuseum Mühlenplatz. Ich habe Durst auf etwas Kaltem und nicht auf das inzwischen lauwarme Wasser meiner Trinkflasche. Ich wähle eine Flasche Apfelsaftschorle. Direkt nach dem Eingang kann ich mich mit Blick auf die weitläufige Anlage hinsetzen. Hier gibt es Wassermühlen, Burgen, Schlösser, Kirchen und Rathäuser originalgetreu nachgebildet im Maßstab 1:25 und 1:40.

Nach der Anlage bin ich wenig später unten im Ort. In meinem Bauch rumort es heftig. Die Apfelsaftschorle war das Falscheste, was ich wählen konnte. Es muss dringend Abhilfe geschaffen werden und vor mir sehe ich eine Tankstelle. Hier kann ich die Toilette benutzen.

Noch im Ort biege ich wieder in den Wald ab. Jetzt wird es heftig steil. Zunächst auf einem breiten Waldweg und dann auf einem schmalen Pfad. Ich muss mehrfach verschnaufen. Wie ich später feststelle, führt der Pfad auf 1,5 Kilometer steil hoch 230 Höhenmeter. Der zunächst angenehm verlaufende Pfad verwandelt sich in eine stachelige Angelegenheit. Beiderseits ragen Dornenzweige und Brennnessel in den Pfad. Dieser ist kaum noch zu erkennen. Stachelige dünne und dicke Zweige muss ich ständig wegdrücken. Es wird immer schlimmer und einige Zweige hinterlassen Spuren auf meinen Armen. Meine Wanderhose hält glücklicherweise den Dornen stand. Ich muss dadurch um den einzigen direkten Weg zum Dörnröschenschloss Sababurg zu erreichen. Doch dann, ich vermute, es sind nur noch wenige hundert Meter bis zum breiteren Weg, wird es undurchdringlich! Genau so, wie im Märchen. Hier geht es für mich nicht mehr weiter. Ich bin wohl nicht der Richtige, um das Schloss zu erreichen, und die Königstochter aus ihrem 100-jährigen Schlaf wachzuküssen. Es geht nur noch zurück nach Gieselwerder.

Wieder erreiche ich diesmal nach steilem Abstieg mit Dornenzweigen und Brenneseln den Ort und die Tankstelle. Im Kühlen rufe ich einen Taxidienst an. Ich habe Glück und etwa einer halben Stunde später sitze ich im Taxi. Vielleicht besuche ich die Sababurg nochmal mit dem Taxi. Nur für heute reicht es mir. Ich schlafe schlecht, ein heftiges Gewitter mit Starkregen macht mich nachts noch einmal wach.


3 Comments

  • Gerhard Herr Fachinger

    Hallo Werner,
    ich habe bis zur heutigen 26. Etappe die Berichte gelesen. Über Deine Ausdauer bin ich erstaunt. Die Eindrücke von dieser Wanderung werden für Dich unvergessen werden. Ist eigentlich die Fernsehsendung schon ausgetrahlt worden?
    Für die weiteren Wanderungen wünsche ich Dir sonniges nicht so heißes Wanderwetter und keine Blasen.

    Gruß
    Gerhard

    • Werner

      Hallo Gerhard,
      rechts neben den Artikeln gibt es eine Rubrik „Berichte“. Dort findest Du den den Link zu SAT.1 mit dem Beitrag über mich.
      Gruß
      Werner

  • Birgit Neubauer

    Lieber Werner, toll, dass du wieder unterwegs bist. Ich bewundere dich!
    Danke für die Karte und sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Rentner haben zu wenig Zeit!!!!
    Ich wünsche dir kühleres aber trockenes Wetter für die kommenden Etappen. Halt gut durch und komm gut an!!!
    Ganz liebe Grüsse aus Berlin von
    Birgit und dem „Chefkoch“

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