19. Etappe: 22. Juli 2022
Korbach – Usseln – Willingen
Distanz: 19,5 km zu Fuß Aufstiege: 441 HM – Abstiege: 226 HM – Temperatur: 19° – 23° C
Erstmals beginne ich eine Etappe mit Unterhemd unter dem dünnen T-Shirt. Es ist kühl und trübe mit dicken weißgrauen Wolken am Himmel, aber nach der Hitze das richtige Wanderwetter. Nur der blaue Himmel fehlt mir. Mein Weg führt mich durch die Altstadt und den Außenbezirk, vorbei an einem großen Areal von Schrebergärten. Danach durchlaufe ich Weizen-, Gerste-, Hafer-, Raps- und Maisfelder. Nur wenige Felder sind schon abgeerntet. Runde Riesen von Strohballen zeugen davon. Wenn ich zurückschaue kann ich für längere Zeit noch die Kirchtürme der St. Kilian- und St. Nikolaikirche von Korbach erkennen.
Erst zum zweiten Mal sehe ich eine Wandermarkierung eines Hessenweges. Diesmal ist es der Hessenweg 6.
Von den Feldern wechsel ich mit der ersten Steigung in ein Waldgebiet. Wieder durchwandere ich größere abgeholzte Flächen. Einige noch übrig gebliebene vertrocknete Fichten markieren dieses Bereich. Mangels Bank mache ich meine erste Pause auf einem Baumstumpf.
Es geht wieder abwärts und unten im Tal liegt der kleine Ort Alleringhausen. Als ich mich ihm nähere, lugt ein kleiner Kirchturm zwischen den Bäumen hervor. Vorbei geht es an einem großen Bauernhof. Schon von weitem ist er riechbar. Der süßliche Geruch der Gülle steigt mir in die Nase. Ich laufe an großen Misthaufen offen und abgedeckt vorbei.
Nach Alleringhausen durchwandere ich ein Tal mit Getreidefeldern, Wiesen und Wald. Große Silberweiden markieren den Verlauf eines Baches in den seitlich von mir verlaufenden Wiesen. Ein paar neugierige Kühe beobachten mich. Die Landschaft zieht mich in Bann.
In Welleringhausen mache ich bei einer Bushaltestelle eine längere Pause und schlafe fein. Erst ein lärmender Lkw reißt mich aus dem Schlaf. Schon im Ort beginnt die nächste größere Steigung und ich muss am Straßenrand entlang laufen. Nach etwa 1,5 Kilometer biege ich auf einen Wirtschaftsweg ab und bleibe bis Usseln abseits der Straßen. Unterwegs komme ich an einem alten Grenzstein vorbei. Dieser Grenzstein ist über 250 Jahre alt und hier verlief die historische Grenze zwischen Westfalen (Churköln) und Hessen (Fürstentum Waldeck).
Usseln ist ein Ortsteil von Willingen. Man sieht, auch hier ist man für den Wintersport gerüstet. Leider merkt man das aber nicht bei seinem Bahnhof. Es gibt einen langen Bahnsteig mit beiderseits Gleisen. Was fehlt und wo die Bahn gespart hat, sind Sitzgelegenheiten. Ich setze mich auf den Boden und lasse meine Füße zum Schienebett hin baumeln. Wieder gibt es das Hinweisschild mit: „Krankheitsbedingte Zugausfälle…“. Diesmal ignoriere ich es aus Erfahrung. Der Zug kommt pünktlich und ich nutze erneut mein 9-Euro-Ticket.
Kaum verlasse ich den Willinger Bahnhof und schon sehe ich beiderseits der Straße diverse Geschäfte, Restaurants und Hotels. Es ist Betrieb auf den Straßen. Wie ich später erst lese, ist Willingen nicht nur ein Wintersportort, sondern auch ein Luftkurort.
Irgendwie klappt es gerade mit der Navigation meines GPS-Gerätes nicht und ich frage eine vorbei kommende junge Frau mit: „Entschuldigen Sie bitte. Kennen Sie sich hier aus?“. Die Antwort: „Ja“ und sie geht einfach weiter. Ich bin verdutzt. Hat sie es als billige Anmache verstanden? Dann klappt es doch mit der Navigation. Ich durchwandere einen kleinen schönen Park und erreiche schließlich das Hotel. Nach dem Einchecken kann ich mir ein Geschenkgetränk aus dem Kühlschrank mit aufs Zimmer nehmen. Ich wähle ein Weißbier. Im Zimmer genieße ich das Bier. Nur bin ich keinen Alkohol mehr gewöhnt und er steigt mir zu Kopf.
Im Hotel und in unmittelbarer Nähe gibt es kein Restaurant und so verzichte ich auf das Abendessen. Meinem Bauch schadet es auf keinen Fall.