8. Etappe: 9. Juli 2022
Lorch – Espenschied
Distanz: 22,1 km – Aufstiege: 1177 HM – Abstiege: 730 HM – Temperatur: 21° – 29° C
Pünktlich um 7:30 Uhr steht ein Frühstückskorb vor meiner Tür. Im Zimmer gibt es Geschirr und Kaffeemaschine. Das Frühstück ist reichhaltig und sehr gut. Danach packe ich noch schnell und dann geht es los. Meine Route führt mich auf einer schmalen Straße Richtung Lorchhausen. Nur die Bahnlinie und Bundesstraße trennen mich vom Rhein. In Lorchhausen biege ich auf eine schmale steile Straße ab. Hoch oben die Clemenskapelle. Ich ahne schon, auch ich muss so hoch wie die Kapelle. Ein paar Mal verschnaufe ich und dann stehe ich vor einem steilen Hang. Mein Weg führt dort hinauf und ist als „Rhein-Wisper-Glück“ ausgeschildert. Steil geht es in Serpentinen hoch. Schnaufen erreiche ich das Ende des Aufstiegs und auf der anderen Seite des Tals in gleicher Höhe die Clemenskapelle. Auf einer der beiden Bänke ruhe ich mich aus.
Auf einem naturbelassenen Weg geht es weiter. Nach etwa 100 Metern schaue ich wieder einmal auf mein Navi und stelle fest, das ist nicht meine Route. Also zurück, doch da wo es abzweigen sollte, ist es nicht passierbar. Ich bleibe auf dem Weg und muss meine neue Route mit dem Navi ermitteln. Viel später werde ich wieder meinen geplanten Weg erreichen.
Ein dänisches Paar kommt mir entgegen. Die größeren Rucksäcke lassen erkennen, auch sie sind länger unterwegs. Wie sie mir erzählen, sind sie in Höhe von Koblenz auf dem Rheinsteig gestartet und jetzt nach Lorch unterwegs.
Es wird einsam und leider auch warm. Nur vereinzelt bläst ein leichter Wind. Der Weg steigt beständig an. Gefühlte mehrere Kilometer geht es bergauf. Die wenigen Sitzgelegenheiten – Bank und gefällte Bäume – nutze ich für Verschnaufpausen. Hier ist tatsächlich Niemandsland. Ich habe keinen Empfang fürs Telefonieren und Internet. Mein Smartphone sagt mir: „Keine Registrierung im Netz“. Gestern Abend habe ich verzweifelt Übernachtungen gesucht. Entweder: „Dauerhaft“ oder „vorübergehend geschlossen“. Wenn ich doch eine Unterkunft gefunden hatte, war sie ausgebucht. Es sieht finster aus bis Limburg/Lahn. Vermutlich muss ich teilweise öffentlichen Nahverkehr oder Taxi nehmen.
In der Ferne thront die Ruine der Sauerburg auf einem Berg. Diese ist jedoch nur kurz in meinem Blickfeld. Dann bin ich auf einem ungepflegten Pfad mit hüfthohem Gras unterwegs. Hier verläuft auch der Europäische Fernwanderweg E3. Ich komme unterhalb der Burg auf einen Wirtschaftsweg an. Nur für einen Moment bin ich versucht den steilen Anstieg zur Burg zu nehmen. Vielleicht gibt es dort etwas zu trinken. Später erfahre ich, das die Burg im Privatbesitz und nicht zugänglich ist. Ich lasse die Burg rechts liegen. Auf meinem Navi endet diese Straße im Nichts und ein Stück davon entfernt zeigt mir das Navi eine andere Straße an. Da fehlt etwas auf der Karte.
Durch ein Tal erreiche ich das Dorf Sauerthal. Einige Häuser sind sehr alt und der Ort wurde bereits 1291 erwähnt. Dieses Tal gehörte kurz mit zum „Freistaat Flaschenhals“. Nach einer Pause geht es weiter. Noch ein Stück im Tal, dann wieder ein Anstieg im Schatten spenden Wald. Es folgen landwirtschaftliche Flächen und den Ort Ransel umrunde ich zum Teil. Es ist heiß und nach ca. 18 Kilometer sehne ich mich nach dem Ende. Die Lust zum Fotografieren schwindet. Ich lege wieder geistige Scheuklappen an. Nur noch ankommen! Wenn das so weitergeht, muss ich meinen geplanten Kilometerschnitt deutlich nach unten senken.
Glücklicherweise laufe ich immer wieder durch einen Wald, auch wenn ich noch einige Höhenmeter nehmen muss. Dann endlich habe ich das Plateau zu meinem Zielort erreicht. Morgen werde ich einen Pausentag einlegen, mich erholen, Wäsche waschen und für die nächsten Tage planen.
2 Comments
Harald
Oh, Werner,
warum tust Du Dir das an. Ich wuensche Dir fuer heute eine gute Unterkunft und fuer morgen – Temperaturen um die 24 Grad.
Liebe Gruesse aus DA vom
Harald
Isolde Ende
Guten Abend lieber Werner, das ist ja einmalig schön was Du alles so siehst und erlebst, super. Doch wir beneiden Dich nicht, bei dieser sengenden Hitze. Irgendwann hören wir Dich mal singen „ein Bett im Kornfeld….“. Dann war ja diese „kleine“ Frühstück mal zu sehen, alle Achtung….
Lieber Werner, weiterhin tolle Tage und Abenteuer, so wie Du es Dir vorgestellt hast.
Sonnige Grüße aus Eberstadt
Siegfried und Isolde